Schritt für Schritt (1): Ihr seid ein Pfundskerl!

Hallo, Walter! Welche Szene ist hier zu sehen?

Walter Pfau: Wir sehen hier den Helden, der sich darüber freut, noch am Leben zu sein. Er dachte, sterben zu müssen, erfährt aber, dass seine Reise nicht zum Tode geführt hat, sondern … zum Leben!

Wie fängst Du mit der Arbeit an so einer Seite an? Was sind Deine ersten Schritte?

Ich lese mir die Szene durch und stelle mir vor, wie ich sie auf die schon festgelegte Seitenanzahl verteile. Mittlerweile orientiere ich mich stark an den Dialogen, welche ich zuerst auf die Skizzen schreibe. Darauf folgen dann die sehr, sehr groben Skizzen. Und ab zur Korrektur an meinen Autor! Für Ergänzungen und um sich darüber auszutauschen, was funktioniert und was nicht …

Man sieht, dass sich bis zur richtigen Zeichnung noch einiges verändert hat. In der Skizze sind noch Panels zu sehen. Und der Grüne Ritter steht frontal zum Leser. Wann bist Du mit einem Entwurf zufrieden?

In der Regel beginne ich schon mit der Reinzeichnung nach dem ersten Entwurf im Storyboard. Bisweilen schaue ich ein wenig nach Vorlagen oder Bildideen aus den Arbeiten anderer Zeichner, die ich sehr bewundere. Ich bin dann mittlerweile schnell dort, wohin ich mit meiner Zeichnung wollte.

Welche Zeichner sind das?

Oh, das sind nicht wenige … Humberto Ramos gehört dazu, Skottie Young, Frezzato oder Juanjo Guarnido und Burne Hogardt sind auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Generell habe ich die amerikanischen Superheldensachen verdammt gerne …

Ich sehe zwei Zeichnungen (3+4), die sich schon sehr ähnlich sind. Was ist der Unterschied zwischen den beiden? Vor- und Reinzeichnung?

Ja, Vorzeichnung und Reinzeichnung finden auf ein und derselben Seite statt. Die Reinzeichnung ist mein Lieblingsarbeitsschritt … da nehme ich mir auch gerne die meiste Zeit. Dieser Schritt ähnelt dem Stechen der Outline beim Tätowieren …

Du warst auch mal Tätowierer?
Ein unerfüllter Traum! (lacht)

Mit welchem Material arbeitest Du?

Kein Bestimmtes – mir genügt Material aus jeder x-beliebigen Schreibwarenabteilung der Drogerie an der Ecke. Worauf ich Wert lege, ist Zeichenkarton statt Papier … denn ich neige dazu, sehr schnell durch Papier DURCHzuzeichnen. Und ich arbeite immer auf A3.

Und als Stift?

Bleistift. Alles was auf der Seite als SCHWARZ erscheint ist Bleistift. Am Computer etwas ins Schwarze graduiert – aber eben nur Bleistift.

Wieviel machst du digital?

Schlussendlich nur die Farben. Ich bin farbenblind und dadurch ist es mir nicht gegeben, dass die Farben durch ein ganzes Album hindurch aus einem Guss sind. Deswegen habe ich mir die Farben virtuell mit Zahlen hinterlegt … so bin ich auf der sicheren Seite. Und es ist auch sehr bequem! Ach ja … und das Lettering entsteht natürlich am Computer!

Hörst Du was beim Zeichnen? Musik oder so? Oder brauchst Du absolute Ruhe?

Beim Zeichnen höre ich ausschließlich Hörspiele. Und Podcasts. Beim Kolorieren ausschließlich Musik. In Ruhe zeichne ich nur selten. Und telefonieren geht überhaupt nicht.

Was machst du, wenn das Telefon zwischendurch klingelt? Oder machst du’s vorher aus?

Da das Zeichnen reine Freizeitsache geworden ist, bin ich gewohnt, fortwährend von einem meiner drei Söhne unterbrochen zu werden. Ein Telefonklingeln ist gar nix dagegen … ich gehe schon ran.

Wie lange hat es gedauert, bis diese Seite fertig war?

Die reine Nettoarbeitszeit … circa 2 Tage.

Vielen Dank für das Gespräch!

Hans J. Schütz: Sir Gawain und der Grüne Ritter (Klett-Cotta)

Sir Gawain und der Grüne Ritter (c) Klett-Cotta
Sir Gawain und der Grüne Ritter (c) Klett-Cotta

Buchfreunden im Allgemeinen und Fantasyfreunden im Besonderen braucht man eigentlich nicht zu erklären, was die Hobbitpresse ist. Das Label des Stuttgarter Verlages Klett-Cotta publiziert Fantasyliteratur, allen voran: das Gesamtwerk von John Ronald Reuel Tolkien.

Sicherlich ist das der Grund, warum sich ein bestimmtes schmuckes Büchlein im Programm befindet, das uns bei unserer Arbeit sehr nützlich war bzw. ist: Eine Prosafassung von Sir Gawain und der Grüne Ritter, mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl ins Deutsche übertragen von Hans J. Schütz, dient uns jetzt quasi als Inspirationsquelle und dramaturgischer Steinbruch zugleich. Herr Tolkien steuert hintendran einen Essay hinzu, der etwa ein Drittel des Buches ausmacht.

Wer also nicht auf die Graphic Novel warten will, sich gründlich vorbereiten möchte oder den mittelenglischen Originaltext in Versform scheut, tut hier einen guten Griff, nicht zuletzt wegen des wunderschönen Covers und der guten Ausstattung. Auf der Verlagshomepage ist eine Leseprobe zu finden.

„Take care …“

„Take care, cousin“, quoth the king, „one cut to address,
and if thou learnest him his lesson, i believe very well
that thou wilt bear any blow that he gives back later.“

Sir Gawain and the Green Knight ( 17.372-4 )